Hohenzollernviertel

Was gehört zum Hohenzollernviertel in Witten?

Das Hohenzollernviertel umfasst das Gebiet zwischen dem Platz der Gedächtniskirche und dem Karl-Marx-Platz, zwischen Gartenstraße, Breddestraße und Nordstraße. Name und Gestalt des Viertels waren lange Zeit aus dem Bewusstsein der Wittener verschwunden. Dies ändert sich in jüngster Zeit insbesondere durch die Aktivitäten der Nachbarschaftsinitiative Nordstraße / Hohenzollernviertel.

Wie ist das Hohenzollernviertel entstanden?

Witten-1911

Das Viertel geht auf frühe städtebauliche Planungen von 1855 und 1866 zurück. Es entstand auf der Ackerfläche des Schultenhofes, der „Bredde“. Das neue bürgerliche Wohnviertel sollte den alten Stadtkern um die Johanniskirche mit der neuen Eisenbahnlinie und dem 1849 eröffneten ursprünglichen Bahnhof verbinden. Der Königsplatz (heute Karl-Marx-Platz) bot den Bahnreisenden ein repräsentatives Entree zur Stadt.
Breddestraße, Gartenstraße und Nordstraße entstanden durch den Ausbau alter Feldwege, verbunden durch neue Straßen und gekrönt durch die 1892 eingeweihte neogotische Gedächtniskirche.
Die Bebauung erfolgte vor dem Ersten Weltkrieg in mehreren Phasen mit Mietshäusern und Villen in den Baustilen des Historismus und des Jugendstils. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden alte Baulücken geschlossen und einige kriegszerstörte Häuser durch Neubauten ersetzt. Kriegsbeschädigte Häuser wurden vielfach stilgerecht restauriert. Einige wenige Neubauten sind – vor allem an der Beethovenstraße – in den letzten zehn Jahren hinzugekommen. Neben dem „Germania-Denkmal“ auf dem Karl-Marx-Platz sind mehrere Häuser denkmalgeschützt.

Woher hat das Hohenzollernviertel seinen Namen?

Auf dem Königsplatz wurde ganz im monarchistischen und militaristischen Zeitgeist 1877 das Siegesdenkmal zur Feier der Deutschen Einigungskriege 1864, 1866 und 1870/71 eingeweiht, dekoriert mit den Reliefporträts von Hohenzollern-Kaiser Wilhelm I., Feldmarschall Helmuth von Moltke, Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen und Reichskanzler Otto von Bismarck. Die neuen Straßen im Viertel waren nach den preußischen Militärführern Roon, Bismarck und Moltke benannt (heute Uthmann-, Beethoven- und Mozartstraße). Die Gedächtniskirche trug ihren Namen zum Gedächtnis an das Bündnis von Herrscherhaus, Nationalismus und evangelischer Kirche. Deshalb heißt das Viertel „Hohenzollernviertel“. Heute ist die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte des Viertels ein Markenkern der Nachbarschaftsinitiative.

Welches Erscheinungsbild hat das Hohenzollernviertel heute?

Stadtbild
Die Wohnhäuser mit ihren vielfach schönen Fassaden, Gärten und Vorgärten werden von den Bewohnern verantwortungsvoll erhalten und gepflegt. Sie kümmern sich auch um das Straßengrün und gestalten mit bescheidenen Mitteln ein kultiviertes Bild. Jüngste Errungenschaft: eine kleine Boule-Bahn auf dem Karl-Marx-Platz. Der öffentlich verantwortete Raum ist jedoch über Jahrzehnte nicht zum Besten entwickelt (wenn wir von der sanierten Kanalisation einmal absehen).
Der Platz der Gedächtniskirche diente seit dem Abriss der Ruine des neogotischen Kirchenbaus im Jahre 1962 zunächst als Wochenmarkt, dann bis heute als reiner Parkplatz. Im gleichen Jahr wurde der Karl-Marx-Platz durch die neue Straßenführung der Breite Straße und die Anlage von Parkplätzen in seinem städtebaulichen Charakter und als Grünanlage weitgehend zerstört. Auf beiden Plätzen verunstalten Recycling-Container das Stadtbild.

Baumbestand

Vorwitziges Getreide
Bei der Anlage des Viertels wurde eine große Zahl von Bäumen im öffentlichen Raum gepflanzt (allein auf dem Königsplatz standen 58 Roßkastanien und Bergahorne). Davon sind nur einige wenige übrig geblieben. In der Gartenstraße stehen noch alte Kastanien und Ahornbäume, in der Beethovenstraße Platanen. Die schöne Rotdorn-Allee in der Mozartstraße ist inzwischen leider durch jüngere Neupflanzungen unterbrochen worden. Einige großkronige Bäume sind noch auf der Ecke Nordstraße/Breddestraße erhalten. Insgesamt ist der Altbestand – besonders die Kastanien – stark gefährdet. Der Platz der Gedächtniskirche wird von ca. 17 noch jüngeren Holländischen Linden eingefasst. Die großkronigen alten Bäume tragen noch zum Stadtbild eines bürgerlichen Wohnviertels bei, diese Wirkung ist jedoch im Zerfall begriffen. Alter Baumbestand ist jedoch noch in vielen Gärten, die zu den meisten Häusern des Viertels gehören, erhalten. Die großen Bäume haben aus fachlicher Sicht des RVR eine wichtige Klimafunktion für die Innenstadt Wittens.

Sozialstruktur
Schon seit der Entstehung des Viertels ist die Sozialstruktur vielfältig durchmischt. Heute leben hier neben gutsituierten Bürgern und Hausbesitzern langjährige Hartz-IV-Empfänger, Arbeiter, Beamte und Angestellte, Selbständige und Rentner, Kleinkinder und Studierende. Einige wohnen schon ein ganzes Leben im Quartier, andere sind Einwanderer oder leben als Universitätsangehörige eine begrenzte Zeit in Witten. Erkennbar nimmt die Zahl der Studierenden-WGs zu.

Kinder
Zum Hohenzollernviertel gehören eine Reihe von Einrichtungen für Kinder und Jugendliche. Am Platz der Gedächtniskirche gibt es einen privaten Kindergarten. Als Grundschule liegt die Breddeschule im Viertel in räumlicher Nähe zum Haus der Jugend mit der Offenen Ganztagsschule. Der Spielplatz am Haus der Jugend wird von der Stadt gepflegt und von Kindern und Jugendlichen gut angenommen. Ruhrgymnasium und Schillergymnasium liegen am Rande des Viertels. An der Ecke Nordstraße / Uthmannstraße wird von der Flexx GmbH das Kinder- und Jugendhilfe-Haus betrieben. In der Beethovenstraße 22 versorgen die Ruhrtal-Engel bedürftige Kinder mit Essen und Zuwendung.

Arbeiten
Das Viertel hat keine Handwerks- und Produktionsbetriebe, kaum Geschäfte (Apotheke, Brillengeschäft) und nur wenig Gastronomie am Karl-Marx-Platz. Dennoch gibt es rund vierzig Arbeitsstätten in Kanzleien, Praxen und Ateliers, verstreut im ganzen Viertel.

Verkehr
Das Viertel wird stark von Besuchern der Innenstadt frequentiert: dazu gehören Kunden der Bahnhofstraße, Klienten oder Patienten in Kanzleien und Praxen, Beschäftigte des Rathauses, die im Viertel parken und viele Schülerinnen und Schüler, vor allem des Ruhrgymnasiums und der Breddeschule.
Das Hohenzollernviertel ist für viele Kinder und Jugendliche Schulweg. Die Schulwege erfordern an vielen Stellen das Überqueren von Straßen. An manchen Stellen ist die Querung gefährlich und unübersichtlich.
Fahrradverkehr nimmt in jüngster Zeit erkennbar zu. Abstellplätze für Fahrräder gibt es nicht.
Im Viertel gibt es viel Parksuchverkehr, Bring- und Abholverkehr (vor allem in der Synagogenstraße und vor dem Haus der Jugend). Die meisten Parkmöglichkeiten am Straßenrand sind für Bewohner der Parkzone F reserviert. Der Platz der Gedächtniskirche ist ein bewirtschafteter, öffentlicher Großparkplatz. Auf dem Karl-Marx-Platz liegen ca. 25 bewirtschaftete Parkplätze, an den Seiten der Straße Karl-Marx-Platz ca. 25 weitere. Der große, städtischen Bediensteten vorbehaltene Parkplatz gegenüber der Einmündung Garten-/Breite Straße ist nicht öffentlich bewirtschaftet. Dort wird relativ ungeordnet geparkt, so dass die Fläche nicht optimal ausgenutzt wird. Große, weitgehend leerstehende Parkhäuser sind nur 3-5 Fußminuten vom Viertel entfernt.

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